Akupunktur


Die Akupunktur (lateinisch acus = Nadel, pungere = stechen) ist eine Jahrtausende alte Heilmethode und ein wichtiger Bestandteil der TCM, der Traditionellen Chinesischen Medizin.

An spezifische Punkte auf der Körperoberfläche werden dünne Nadeln gesetzt. Hierbei handelt es sich keinesfalls um Willkür, vielmehr liegt ein komplexes System von Energiebahnen zugrunde, welche von der Lebensenergie Qi durchflutet werden. Wird der Qi-Fluss, oder Energiefluss, durch Ungleichgewichte, Stauungen oder Verluste behindert, folgen Gesundheitsstörungen oder gar Krankheiten.

Die Tradition geht auf die Han-Dynastie im alten China zurück, 700 v. Chr. Aus dieser Zeit belegen Funde in alten Grabmalen die Verwendung von Knochensplittern, Keramikgebilden und sogar Nadeln aus Gold und Silber. Aus dem Lehrbuch der Physischen Medizin des „gelben Kaisers“ stammen die ersten Aufzeichnungen, die noch heute Bestand haben.

Hiernach kennt die Akupunkturlehre 12 Hauptenergiebahnen und 8 Sonderbahnen. Die Hauptmeridiane verlaufen paarig und sind jeweils einem Zielorgan zugeteilt. Der Verlauf eines jeden Meridians ist mit einer Vielzahl von Punkten ausgestattet, wobei jeder einzelne der Punkte seine spezifischen Eigenschaften aufweist.

Die eigentliche Kraft dieses Systems liegt im Wechselspiel der Gegensätze, Yin und Yang, oder weiblich und männlich. Um das angestrebte Gleichgewicht der Kräfte zu erreichen oder zu erhalten, müssen Zustände von Fülle oder Leere ausgeglichen werden.

Die Akupunktur wirkt auf die Blutzirkulation, das Immun- und Hormonsystem sowie unsere beiden Nervensysteme (zentral und peripher). Es ist erwiesen, dass durch die Akupunktur Nervenzellen stimuliert werden, die ihre Impulse an das Rückenmark weiterleiten und das Freisetzen von Botenstoffen auslösen.

Durch histologische Untersuchungen konnten gehäuft rezeptive Nervenbündel an Akupunkturpunkten nachgewiesen werden. Interessanterweise verfügen Akupunkturpunkte über 85% geringeren Hautwiderstand als die umgebende Haut. Auch sind diese definierten Punkte nicht selten durch eine Vertiefung markiert.

Folgende Anwendungsbereiche sind durch die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfohlen: Besonders neurologische und orthopädische Erkrankungen (Neuralgien, Ischialgien, Migräne, Kopfschmerz). Erkrankungen des Verdauungstrakts (Gastritis, Darmentzündungen, Milzschwäche), akute und chronische Atemwegserkrankungen (z.B. Sinusitis, Bronchitis, Asthma), ebenso die rheumatischen Beschwerdebilder und sogar Augenerkrankungen. Aber auch gynäkologische Beschwerden, Hautleiden und Allergien (z.B. Heuschnupfen). Interessant ist auch, dass bei operativen Eingriffen Narkosemittel eingespart werden können. Somit ist diese Behandlungsform aus der akuten und chronischen Schmerztherapie nicht mehr wegzudenken.

Bei stark geschwächten Patienten sowie Kinder unter 12 Jahren
sollte man von der Akupunktur Abstand nehmen. Wenn Mutter und Kind gesund sind, steht einer Behandlung in der Schwangerschaft nichts im Wege. Aber Achtung: Es gibt Wehen auslösende Punkte, die hilfreiche Dienste nur während des Geburtsvorgangs leisten sollen!

Das Akupunktur-System bildet auch die Grundlage für diverse Sonderformen wie z.B. die Schädel-, Augen- oder Ohrakupunktur. Auch durch bestimmte Massagetechniken lassen sich diese Punkte stimulieren: Shiatsu, Tuina und Akupressur. Interessanterweise stimmt eine Vielzahl von Akupunkturpunkten mit unserem westlichen Physiotherapie-System der Triggerpunkte überein. Somit kann man auch von einer grenzüberschreitenden Kongruenz bezüglich der östlichen und westlichen Medizin sprechen.

An dieser Stelle noch etwas Bemerkenswertes: Umfangreiche Untersuchungen liegen über den Leichenfund „Ötzi“ vor (ca. 3.000 v. Chr.), bei dem einige chronische Erkrankungen nachgewiesen werden konnten. Von besonderem Interesse sind auffällige Tätowierungen, die zum großen Teil den Akupunkturpunkten entsprechen, die auch heute zur Behandlung dieser Erkrankungen verwendet würden.

Wichtig: Einer jeden Akupunkturbehandlungsserie sollte stets eine sorgfältige Puls- und Zungendiagnose vorausgehen, um den Patienten mit seiner Individualität und eigenen Symptomatik erfassen zu können.