Interview mit Peter Abels


Worauf führen Sie das steigende Interesse der Patienten an alternativen Heilmethoden zurück?
Ein wesentlicher Grund ist sicherlich, dass sich die Überzeugung durchgesetzt hat, dass Chemie alleine nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Rezeptpflichtige Medikamente stehen nicht unter Rezeptpflicht, weil sie besonders gut sind, sondern weil sie meist besonders risiko-reich sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie grundsätzlich abzulehnen sind; bei bestimmten Erkrankungen kann darauf nicht verzichtet werden.

Die Naturheilkunde kennt viele pflanzliche Grundsubstanzen, die zu Medikamenten verarbeitet werden. Etliche dieser Mittel sind besonders geeignet bei chronischen Erkrankungen und können unter bestimmten Bedingungen ausheilend wirken. Hinzu kommt, dass die Naturheilkunde, die nicht nur auf Homöopathie beschränkt ist, weitestgehend nebenwirkungsfrei ist. Bei vielen Erkrankungen, auch im Akutzustand, insbesondere bei Kinderkrankheiten, zeigen naturheilkundliche Mittel häufig große Wirkung. Bei Arthrosen und Arthritis kann die Wirkung naturheilkundlicher Medikamente durchaus denen chemischer Substanzen überlegen sein.

Selbst im onkologischen Bereich bietet die Naturheilkunde etliche positive Ansätze und Möglichkeiten zur Stabilisierung des Immunsystems und damit zur Erhaltung einer gewissen Lebensqualität für derart schwer erkrankte Personen. Das bedeutet nicht, dass im Bereich der Onkologie auf schulmedizinische Behandlung verzichtet werden soll. Der Naturheilkunde kommt hier jedoch eine nicht zu unterschätzende begleitende Funktion zu. Schulmedizin und Naturheilkunde sollten ein sinnvolles Miteinander zum Wohle der Patientinnen und Patienten anstreben.

Die Politik fordert zunehmend stärkere Selbstverantwortung der Bürger in Gesundheitsfragen — was bedeutet das für die Heilpraktiker?
Eines der größten Probleme liegt darin, dass die Politik heute nur noch, bis auf einige wenige Ausnahmen, die rezeptpflichtigen Medikamente in das Erstattungssystem aufgenommen hat. Dadurch entfallen auch für natuheilkundlich tätige Ärztinnen und Ärzte naturheilkundliche, nicht rezeptpflichtige Medikamente aus der Erstattung.
Das treibt die Preise für diese Mittel in die Höhe. Für uns ist dies der Einstieg in die Zwei-Klassen-Medizin, da das Gros der naturheilkundlichen Mittel nicht mehr erstattet wird. Für mehr als 17 Millionen Bürger bedeutet dies einen Ausschluss von der Behandlung mit naturheilkundlichen Mitteln, weil ihr finanzielles Budget nicht ausreicht, um die Mittel selbst zu zahlen.

Eine unverständliche Entscheidung der Politik, die damit an den Interessen der Bürger vorbei gehandelt hat. Wenn, wie Umfragen zeigen, 70% der Bürger Naturheilkunde wünschen, dann sind derartige politische Entscheidungen für uns unverständlich. Wir sehen die Aufgabe und die Pflicht der Politik eher darin, diesen berechtigten Wünschen nachzukommen. Ich denke, es ist höchste Zeit, dies auch in Wahlen deutlich zu machen und die Politikerinnen und Politiker vor Ort zu befragen, aus welchem Grunde sie sich nicht für die Belange der Bevölkerung auf diesem Gebiet einsetzen.

Würde man heute die Kosten für naturheilkundliche Medikamente wieder in die Erstattung aufnehmen, könnten Milliarden im Gesundheitswesen eingespart werden. Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass Selbstzahler bereits in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart, dem öffentlichen Gesundheitswesen jährlich rund 2 Milliarden einsparen. Das Gros waren und sind Patienten von Heilpraktikern. Somit spielt unserer Berufsstand im Gesundheitswesen eine sehr wichtige Rolle.

Wie kann man zwischen seriösen und unseriösen Angeboten bei Heilpraktikern unterscheiden?
Die Kooperation Deutscher Heilpraktiker-verbände (KDH) hat bereits in den 80-er Jahren strenge Richtlinien für die Heilpraktikerausbildung erarbeitet. Die European Federation for Naturopathy (EFN) hat diese ebenfalls in ihre Interessensausrichtung übernommen und ist um deren Durchsetzung bemüht, gemeinsam mit den Mitgliedsverbänden des europäischen Auslandes.

Mittlerweile gibt es in Deutschland staatlich anerkannte Heilpraktikerschulen, und die seit 1992 strengeren Prüfungsrichtlinien und -verfahren sind ein weiterer Garant für gut ausgebildete Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker. Dennoch ist für den Laien, was die Behandlungsmethoden anbelangt, der Markt unüberschaubar geworden.

Hier bietet sich die Möglichkeit eines Informationsanrufes in unserer Verbandszentrale unter 0049 (0)2234/956233 oder ein Blick auf die Internetseite der European Federation for Naturopathy (EFN) unter www.effn.org